Brasilien lockert Schutz des Regenwaldes

Das brasilianische Parlament hat in dieser Woche einer Änderung des „Código Florestal“ zugestimmt. Das Gesetz verbessere die Produktionsbedingungen im Agrarsektor und biete Rechtssicherheit für die Landwirte.

Eine Amnestie für die Landwirte, die illegal rodeten, werde in Aussicht gestellt.
Seit 1965 werden mit diesem so genannten Waldgesetz die Ökosysteme des Landes vor großflächiger Abholzung geschützt. Mit den Änderungen sollen zukünftig wieder Abholzungen legal sei; einer Fläche so groß wie Deutschland, Österreich und Italien zusammen droht die Rodung.

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Nun bedarf es noch der Unterschrift der Regierungschefin Dilma Rousseff. Ex Präsident Lula de Silva, bezeichnet seine Amtsnachfolgerin als die ‚Mutter des PAC‘, des nationalen Programms zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums. PAC -Programa de Aceleração do Crescimento – bezeichnet Projekte zur Entwicklung der Infrastruktur und von Lula da Silva im Jahr 2007, zu Beginn seiner zweiten Amtszeit, ins Leben gerufen.

Ohne Vergrößerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen mittels Rodungen ist der ambitionierte nationale Entwicklungsplan nur schwer erfüllbar. Und so laufen auch Projekte unter PAC, zu deren Gunsten Urwaldschutzgebiete begrenzt oder gar wieder aufgehoben worden sind. Allein 25 Projekte wurden während der der Regierungsperiode von Dilma Rouseff zurückgestellt.

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Wurde 2009 eine Reduktion der Entwaldung in Brasilien um 80% beschlossen, so ist die aktuelle Änderung des Waldgesetzes eine Botschaft der Schattenseite. Eine Fläche von 76,5 Mio Hektar ist von Rodung bedroht. WWF wie auch die nationale Umweltschutzorgansation Comite Florestes wissen um die Gefahr eines gewaltigen Rückschritts und befürchten, das Brasilien den weltweiten Wald- und Klimaschutz torpedieren könne.

Früher galt in Brasielien als Spekulant, wer nicht möglichst viel seiner Flächen rodete und bewirtschaftete. Der politische Umschwung zugunsten des Umweltschutzes, möglichst viel Wald stehen zu lassen, wird von den Landwirten zum Teil als Enteignung erlebt. Vor diesem Hintergrund sendet die Gesetzesänderung ein fragwürdiges und gefährliches Signal – den brasilianischen Bauern und der Welt, die die grüne Lunge braucht.